Gendergerechte Sprache im Unternehmen: Worauf es ankommt
Wie gelingt es, angemessen und verständlich zu schreiben und dabei Kollegen und Kolleginnen aller Geschlechter einzubeziehen? Trete ich meinen Kund*innen auf den Schlips – oder neutraler formuliert auf den Schnürsenkel – wenn ich sie mit gendergerechter Sprache konfrontiere? Lesen Sie, welche Möglichkeiten Sie haben, um Ihre gesamte Kundschaft anzusprechen und wie Sie vom Zielgedanken zur alltäglichen Umsetzung gelangen.
Inhalt:
- Warum ist gendergerechte Sprache sinnvoll?
- Welche Möglichkeiten gibt es, geschlechtsneutral zu formulieren?
- Tipps und Tricks für mehr genderneutrale Kommunikation in Unternehmen
- Durchblick beim Gendern
Warum ist gendergerechte Sprache sinnvoll?
Zunächst einmal geht es um das Warum. Was für einige auf der Hand liegt, ist für andere völlig schleierhaft. Was sind die Vorteile von gendergerechter Sprache? Warum bemühen sich inzwischen viele Institutionen, Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens, möglichst genderneutral zu kommunizieren? Warum ist geschlechtergerechte Sprache auch in geschäftlichen Kontexten, wie Briefen, E-Mails und Grußkarten sinnvoll? Sollten Sie Ihre Kundinnen und Kunden gendern? Erfahren Sie, warum Sie mit gendergerechter Sprache ein größeres Publikum erreichen. In den folgenden Abschnitten lesen Sie, was daran problematisch ist, Geschlechter nicht zu berücksichtigen und welche Chancen sich Ihnen eröffnen, wenn Sie sich um gendergerechte Sprache bemühen.
Vom generischen Maskulinum und überzeuGENDER Sprache
Der Grund für die Diskussion um genderneutrale Sprache im Deutschen liegt darin, dass häufig das generische Maskulinum verwendet wird: Das grammatisch männliche Geschlecht wird verwendet, um alle Personen anzusprechen. Die Geschlechteridentität der Angesprochenen wird vernachlässigt, weil das generische Maskulinum Männer, Frauen und non-binäre Menschen gleichermaßen beinhalten soll.
Beispiel: „Die Bewohner des Hauses kümmern sich gemeinsam um den Garten.“ Obwohl „die Bewohner“ grammatikalisch eine männliche Form darstellt, bezieht es sich, laut Definition des generischen Maskulinums, auf alle Menschen, die in dem Haus leben, unabhängig von ihrer Geschlechteridentität.
Soweit die Theorie. Doch, stimmt das? Werden mit dem generischen Maskulinum alle Menschen gleichermaßen angesprochen? In zahlreichen Studien* wurde inzwischen nachgewiesen, dass das generische Maskulinum auf der mentalen Ebene mit männlichen Bildern assoziiert wird. Das bedeutet, obwohl wir auf einer abstrakten Ebene wissen, dass „Bewohner“ sich auch auf Frauen bezieht, denken wir implizit typischerweise zuerst an Männer.
Deshalb lohnt sich geschlechtsneutrale Sprache
Eine Forschungsgruppe fand beispielsweise heraus, dass Mädchen sich eher vorstellen können in männerdominierten Berufsfeldern zu arbeiten, wenn diese in geschlechterneutraler Beschreibung vorgestellt werden statt im generischen Maskulinum. In einer anderen Studie wurde festgestellt, dass Menschen länger brauchen, um Sätze zu verarbeiten, wenn nach dem generischen Maskulinum im nächsten Satz die weibliche Form verwendet wird – obwohl das generische Maskulinum vermeintlich auch Frauen beinhaltet.
Deshalb: Theoretisch ist das generische Maskulinum für alle Geschlechter gedacht, praktisch erzeugt es jedoch einen Geschlechter-Bias – Frauen und Menschen mit anderer Geschlechteridentität werden im generischen Maskulinum nicht mitgedacht und folglich nicht berücksichtigt. Geschlechtergerechte Sprache versucht diesen Bias aufzuheben und alle Menschen anzusprechen.
Im Alltag wie im geschäftlichen Kontext kann genderneutraler Sprachgebrauch ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Möglichst weitgefasste Formulierungen sorgen für eine Sensibilisierung gegenüber der Zuhörerschaft und Leserschaft, die aus Frauen, Männern und Menschen mit anderer Geschlechterzugehörigkeit besteht. Das Bewusstsein für Diversität wird so geschärft.
Warum das von Vorteil ist? Wenn Stellenanzeigen sich an Menschen aller Geschlechter richten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch Menschen aller Geschlechter bewerben. Das ist besonders für Domänen mit Fachkräftemangel, wie beispielsweise im Handwerk, von Vorteil. Zudem gehen Experten und Expertinnen davon aus, dass diversere Teams innovativer denken. *** Das wiederum erhöht die Produktivität und den Erfolg. Also: keine Angst vor dem Gendern. Auf lange Sicht wirkt sich faire Sprache, nämlich gendergerechte Sprache, positiv aus.
Welche Möglichkeiten gibt es, geschlechtsneutral zu formulieren?
Mit der Entscheidung, geschlechterneutrale Sprache zu verwenden, ist der Prozess noch lange nicht beendet. Jetzt beginnt die Suche nach dem Wie. Wie können Sie Kolleginnen und Kollegen gendern? Gibt es eine korrekte Form? Die Antwort ist kurz: Nein. Betrachten Sie es anders:
Ihnen stehen viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, Mitmenschen geschlechterneutral anzusprechen. Sie können diese Vielfalt nutzen und Ihre Texte dynamisch und ansprechend gestalten.
Gendern durch neutrale Formulierungen
Das Deutsche bietet Ihnen zahlreiche Alternativen zum generischen Maskulinum. Die Kunst ist weniger die Suche nach passenden Begriffen, als vielmehr der geschulte Blick, das generische Maskulinum überhaupt zu entlarven. Deshalb seien Sie geduldig mit sich selbst und anderen, wenn es darum geht, alle immer anzusprechen. Gendergerechte Sprache ist ein Training. Behalten Sie das Ziel im Auge und tasten Sie sich voran:
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- Verwenden Sie genderneutrale Oberbegriffe, wie „Kundschaft“ statt „Kunde“. So beziehen Sie Menschen mit non-binärer Geschlechteridentität ein.
- Partizipien, wie „Medienschaffende“ oder „herausgegeben von“ sind ebenfalls neutrale Formulierungen.
- An Stellen, an denen es Ihnen zu unpersönlich wirkt, können Sie Ihr Publikum direkt ansprechen: „Uns ist wichtig, dass Sie zufrieden sind“, statt „Nutzerzufriedenheit ist uns wichtig“.
- Oder Sie verwenden Umschreibungen. Häufig sind diese sogar genauer als griffige Substantive. „Herstellergarantie“ ist zwar prägnant, in einer Umschreibung können Sie jedoch detaillierter unterbringen, was Sie meinen: „Innerhalb der dreijährigen Garantiefrist haben Sie bei Durchrostung ein Anrecht auf kostenlose Reparatur.“
- Nutzen Sie Relativsätze, um Personen oder Tätigkeiten zu beschreiben, anstatt sie darüber zu definieren. Beispielsweise: „Personen, die Fußballteams trainieren“, statt „Trainer“.
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Eine weitere Möglichkeit sind Doppelnennungen. Sprechen Sie explizit Männer und Frauen an, um hervorzuheben, dass Sie unabhängig von Geschlecht die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Ihres Betriebs wahrnehmen. Bei Aufzählungen bietet es sich an männliche und weibliche Formen abzuwechseln. Achten Sie hierbei auf eine untypische Rollenverteilung. Damit signalisieren Sie, dass Frauen und Männer in jeder Position vorstellbar sind: Assistenten und Leiterinnen, Hörerinnen und Leser, Handwerkerinnen und Kosmetiker.
Gendergerechte Sprache durch Typografie
Damit es Ihnen gelingt, Menschen anzusprechen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, gibt es weitere Vorschläge, wie diverse Personengruppen miteingeschlossen werden. Die Rede ist von Gender-Gap, Gender-Sternchen, gendern mit Doppelpunkt, Binnen-I und so weiter. Bis hierhin waren alle Möglichkeiten der gendergerechten Sprache konform mit dem Duden, beziehungsweise den Rechtschreibregeln. Nun betreten Sie neue Wege im Ringen um faire Sprache.
Genderformen mit Sonderzeichen und abgewandelter Groß- und Kleinschreibung sind heiß diskutiert. Sie bringen alle Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Entsprechend werden sie von unterschiedlichen Interessensgruppen genutzt, verteidigt und kritisiert. Betrachten Sie deshalb, welche Genderform am besten zu Ihrer Zielgruppe passt, entscheiden Sie sich für eine typografische Variante und verwenden Sie diese konsequent und ohne sie mit anderen Sonderzeichen zu vermischen. Die oben genannten gender-fairen Formulierungsmöglichkeiten können Sie selbstverständlich immer einbauen.
Genderform | Vorteile | Nachteile |
Doppelnennung, z. B. Trainerinnen und Trainer |
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Unpersönliche Formulierungen, z. B. Lehrkraft |
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Binnen-I/ Großschreibung z. B. ManagerInnen |
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Gender-Stern z. B. Ausbilder*innen |
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Gendern mit Doppelpunkt z. B. Betreuer:innen |
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Gender-Gap z. B. Begleiter_innen |
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Bei Genderformen mit typografischem Einschub entsteht an der Stelle des Sternchens, Unterstrichs oder Doppelpunkts eine hörbare Pause, der sogenannte „Glottisschlag“. Das ist die phonetische Bezeichnung für den Knacklaut, der gebildet wird, wenn die Stimmlippen sich schließen und dann ruckartig wieder geöffnet werden. So ist Gendergerechtigkeit nicht nur im Text, sondern auch akustisch erkennbar.
Übrigens: Der Glottisschlag ist keine Erfindung aus der Gender-Diskussion. Im Deutschen beginnt jedes Wort mit einem Vokal am Anfang mit einem Glottisschlag. Zum Beispiel: „Anna aß ein Ei“ enthält vier Glottisschläge.
Auch innerhalb von Wörtern ist der Glottisschlag zu finden, wie bei „Verbe-amtung“, „cha-otisch“, „Ru-ine“ oder „O-ase“. Wie das klingt, hören Sie im nachfolgenden Video mit praktischen Beispielen.
Barrierefreiheit in der gendergerechten Sprache
Ein großer Kritikpunkt an den Genderformen mit typografischem Einschub ist die mangelnde Barrierefreiheit. Sonderzeichen erschweren Menschen mit Sehbehinderung das Textverständnis. Der Doppelpunkt ist für sie beispielsweise leicht mit einem „i“ zu verwechseln. Der Unterstrich ist kaum sichtbar. Hier würde sich am ehesten das Sternchen als Genderform eignen. Anders sieht es bei der akustischen Widergabe eines Textes aus. Wer sich eine Website per Screenreader vorlesen oder in Braille übersetzen lässt, hört eben nicht /akrobat-innen/, sondern /akrobat-sternchen-innen/. Umschreibungen, Doppelnennungen oder neutrale Formulierungen sind wesentlich geeigneter, um einen Text für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen.
Was denn jetzt?
Lassen Sie sich von den vielen verschiedenen Formen des Genderns nicht abschrecken. Das Wichtigste in der Debatte um gendergerechte Sprache ist, nicht vom generischen Maskulinum auszugehen. Versuchen Sie eine möglichst breite Leserschaft mit diversen Geschlechteridentitäten mitzudenken und dadurch auch anzusprechen. Weitestgehend gibt Ihnen dafür die deutsche Sprache die Mittel an die Hand. An den Stellen, an denen Sie gezielt diverse Gruppen ansprechen oder Menschen mit Behinderung erreichen wollen, gehen Sie auf die entsprechenden Wünsche und Bedürfnisse ein.
Tipps und Tricks für mehr genderneutrale Kommunikation in Unternehmen
Jetzt aber „Butter bei die Fische!“ …*den Fischen? Wie kann ein gendergerecht formulierter Brief, eine geschlechterneutrale E-Mail oder eine gendersensible Weihnachtskarte im geschäftlichen Kontext aussehen? Mit welchen Formulierungen lassen sich typische Floskeln im generischen Maskulinum vermeiden?
Genderneutrale Anrede für Briefe, E-Mails und geschäftliche Grußkarten
Die Anrede ist Ihr Einstieg in die Kommunikation. Wer bereits hier sensibel auf Genderidentitäten eingeht oder geschlechterneutral formuliert, stößt seine Leserschaft nicht vor den Kopf und schließt diverse Menschen bewusst mit ein. Werden Sie kreativ. Was eint Sie und die Empfänger*innen? Arbeiten Sie an einem gemeinsamen Ziel? Verbindet Sie ein bestimmtes Interesse? Vertreten Sie ein Fachgebiet? Sie haben viele verschiedene Möglichkeiten Ihre Leserschaft anzusprechen:
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- Liebe Alle
- Liebe Gäste
- Liebes Team
- Liebes Kollegium
- Liebe Interessierte
- Liebe Mitarbeitende
- Liebes Kunst-Kollektiv
- Liebe Bergbegeisterte
- Liebe Bewohnerschaft
- Liebes Design-Netzwerk
- Liebe Forschungsgruppe
- Liebe Beteiligte der Kooperation xy
- Liebe Fachkräfte für gegenderte Sprache
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Sie kennen Ihre Zielgruppe am besten. Dann können Sie in Ihrer Anrede konkret auf sie eingehen. Ihr Team besteht aus Frauen? Machen Sie das gerne kenntlich, indem Sie die weibliche Form verwenden. Sie richten sich an Menschen mit (Seh-)Behinderung? Achten Sie darauf, dass Ihre Anrede mit einem Screenreader nicht holprig klingt.
Wenn es zu Ihrer Zielgruppe passt, können Sie ein Genderzeichen einführen. So können Sie die volle Bandbreite des generischen Maskulinums in eine umfassende Ansprache umwandeln. Entscheiden Sie sich für eine typografische Form, damit Ihr Brief einheitlich gestaltet ist.
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- Sehr geehrte Teilnehmer*innen
- Liebe Kolleg_innen
- Werte Kund:innen
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Schreiben Sie an eine einzelne Person, so verwenden Sie das jeweilige Pronomen, welches der adressierte Mensch selbst für sich nutzt.
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- Sehr geehrte Frau Professorin Wagner
- Sehr geehrter Herr Sommer
- Sehr geehrt* Dr. Quinn Schulze
- Sehr geehrt_e Jamie Moreau
- Lieb:e Anouk
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Im bisherigen Kontaktgab es keinerlei Hinweise, ob es sich um eine weibliche, transgender oder männliche Person handelt? Zwingen Sie ihr keinen Stempel auf, indem Sie Herr oder Frau in der Anrede verwenden. Wählen Sie neutrale Formen. Belassen Sie es jedoch nicht bei einem einfachen „Hallo“ oder „Guten Tag“. Sprechen Sie Ihr Gegenüber persönlich an. Das wirkt professionell und dennoch zugewandt.
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- Guten Tag Erin Gaiser
- Hallo Florin Grünberger
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Zu besonderen Anlässen können Sie dem Namen auch Wünsche voranstellen:
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- Fröhliche Weihnachten, Harper“
- Alles Gute zum Geburtstag, Janis!
- Herzlichen Glückwunsch, Robin Henke!
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Es gibt etwas zu feiern? Dann sind Sie beim RAAB-Verlag genau richtig. Hier finden Sie geschäftliche Grußkarten für jeden Geschmack:
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Übrigens: Auch transgender Personen, können sich einem Geschlecht näher fühlen und die Anrede „Herr“ oder „Frau“ wählen. Am besten Sie fragen die betreffende Person selbst. Keine Sorge, die meisten freuen sich über die Frage und wissen die Sensibilität gegenüber dem Thema zu schätzen.
Natürlich können Sie in Ihrer Anrede auch Doppelnennungen verwenden. Allerdings sollten Sie nicht auf veraltete Floskeln wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ zurückgreifen. Hier schließen Sie Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, bewusst aus. Betonen Sie lieber die Tätigkeit, den Beruf oder die Eigenschaft, die diese Zielgruppe kennzeichnet.
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- Liebe Leserinnen und Leser
- Liebe Schülerinnen, liebe Schüler
- Liebe Unternehmer und liebe Unternehmerinnen
- Sehr geehrte Unterstützerinnen und Unterstützer
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Lesefluss bei gendergerechter Sprache
Nach der Anrede folgt das Anliegen Ihres Schreibens. Mit den oben genannten Tipps zu genderneutralen Formulierungen legen Sie einfach los. Verfassen Sie einen Entwurf. Konzentrieren Sie sich dabei auf Ihre Mitteilung. Der kritische Blick folgt, nachdem Sie Ihre E-Mail, Ihren Brief oder Ihre Grußkarte verfasst haben.
Wahrscheinlich überprüfen Sie Ihren Brief ohnehin. Schließlich möchten Sie keine Rechtschreibfehler oder ungrammatischen Sätze versenden. Bevor Sie die Formalien kontrollieren, lesen Sie Ihren Text laut vor. Hier merken Sie, an welchen Stellen Sie über gendergerechte Formulierungen stolpern und können gegebenenfalls nachjustieren. Seien Sie aufmerksam für Ausdrücke, die vom generischen Maskulinum ausgehen. Versteckte Formulierungen, wie „Mannschaft“ oder „Mädchenname“, lassen sich, beispielsweise durch „Team“ oder „Geburtsname“, genderneutral ersetzen.
Übrigens: Hilfreiche Tipps, wie Sie einen Geschäftsbrief schreiben, finden Sie in unserem Magazin. Von der Anrede bis zum Schlusssatz – hier erhalten Sie wertvolle Hinweise, Textbausteine und Formulierungshilfen.
No-Gos in der gendergerechten Sprache?
Sie sind zufrieden mit der Lesbarkeit Ihres Briefes? Hervorragend! Sie wissen nicht, ob Sie alle Formen des generischen Maskulinums entdeckt haben? Verständlich, denn gendersensible Sprache braucht Übung. Doch wie kritisch sollten Sie bei Ihrer Kontrolle sein?
Lassen Sie sich nicht davon abschrecken, dass Ihnen Fehler unterlaufen könnten. Versuchen Sie das generische Maskulinum zu enttarnen und neutral umzuformulieren. Damit haben Sie den wichtigsten Schritt getan. Seien Sie offen für Feedback. Unterschiedliche Menschen werden Ihren Brief mit unterschiedlichen Augen lesen. Sollte daraus eine Diskussion hervorgehen, haben Sie eines der Ziele von gendergerechter Sprache erreicht: Aufmerksamkeit für gendersensible Themen.
Dennoch gibt es einige wenige No-Gos, die Sie vor allem in geschäftlichen Briefen vermeiden sollten:
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- Generalklauseln und Fußnoten, dass mit dem generischen Maskulinum Menschen jeden Geschlechts gemeint sind, haben in geschäftlicher Korrespondenz nichts zu suchen. Machen Sie sich die Mühe, Ihre Zielgruppe direkt anzusprechen.
- Verzichten Sie In E-Mails, Briefen und Karten auf die Schrägstrich-Lösung „Leser/-in“. Diese Sparschreibung können Sie sich für Formulare aufheben. Als persönliche Anrede zählt dies nämlich nicht.
- Das Binnen-I ist eine veraltete Variante. Nicht nur lässt es sich von Menschen mit Sehschwierigkeiten schlecht entziffern, sondern Sie schließen damit alle non-binären Menschen aus.
- Mischen Sie nicht die verschiedenen Sonderzeichen, um Menschen unterschiedlicher Geschlechteridentitäten anzusprechen. Entscheiden Sie sich für das Sternchen oder den Unterstrich oder den Doppelpunkt und behalten Sie die Schreibweise bei.
- Achten Sie bei der Adressierung auf nicht-diskriminierende Formulierungen. „Fräulein“ oder Falschzuschreibungen von „Herr“ und „Frau“ sind mehr als ungünstig. Am besten Sie verwenden den vollständigen Namen ohne Zusatz.
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Gar nicht so schwer, oder? Ohne diese No-Gos sind Sie bereits auf einem guten Weg.
Ihr Brief steht und ist bereit für die Post? Dann geben Sie Ihren geschäftlichen Karten den finalen Schliff, indem Sie passende Kuverts aussuchen. Fröhliche Motive lassen Ihre Post schon äußerlich herausstechen.
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Weiterführende Websites zur geschlechterneutralen Sprache
Auf der Suche nach gendergerechten Formulierungen sind Sie nicht allein – zum Glück, denn so gibt es bereits viele Vorschläge und Quellen, die Sie für Ihre geschäftlichen Kontexte nutzen können.
Zum einen finden Sie Wörterbücher, die Ihnen alternative Formulierungen zum generischen Maskulinum an die Hand geben. Dazu gehören im Deutschen:
Zum anderen gibt es Webseiten, die Ihnen weitere Erklärungen, Fakten und Dienstleistungen anbieten. Bauen Sie Ihr Wissen aus. Je besser Sie das Thema verstehen, desto sicherer fühlen Sie sich in der Anwendung genderneutraler Sprache.
Nicht zuletzt fehlt Ihnen für die geschäftliche Korrespondenz noch das passende Briefpapier. Stöbern Sie im RAAB-Verlag und finden Sie passendes Briefpapier für jeden Anlass:
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Durchblick beim Gendern
Gendergerechte Sprache befindet sich im steten Wandel. Es gibt bisher keine ideale Lösung, die allen Anforderungen gerecht wird. Deshalb warten Sie nicht auf ein Patentrezept, Ihnen stehen alle Türen offen. Spielen Sie und experimentieren Sie bewusst mit Formulierungen. Sprache entsteht, indem sie genutzt wird. Und Sprache trägt dazu bei, in Ihrem Unternehmen eine faire und offene Kultur zu stiften.
Weitere Tipps, wie Sie Ihre geschäftliche Post professionell gestalten, finden Sie in unserem Magazin:
Quellen:
* Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I Can!. Social Psychology.
Misersky, J., Majid, A., & Snijders, T. M. (2019). Grammatical gender in German influences how role-nouns are interpreted: Evidence from ERPs. Discourse Processes, 56(8), 643-654.
Gygax, P., Gabriel, U., Sarrasin, O., Oakhill, J., & Garnham, A. (2008). Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men. Language and cognitive processes, 23(3), 464-485.
** Stahlberg, D., & Sczesny, S. (2001). Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen. na.
*** Payr, F. (2021, 25. Mai). Profitieren Unternehmen vom Gendern? Springerprofessional. https://www.springerprofessional.de/corporate-social-responsibility/kommunikation/profitieren-unternehmen-von-gendergerechter-sprache-/19171676
Fetthauer, A., Martnes, M. (2019, 12. September). „Die Sternchen* nerven“: So bedeutend ist gendergerechte Sprache. otto.de. https://www.otto.de/newsroom/de/kultur/gendergerechte-sprache
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